Vom klassischen Zeitmanagement zu einem Buch mit dem Untertitel „Arbeitest du noch oder lebst du schon?“: Es wirkt wie ein weiter Weg, den Lothar Seiwert mit seinen Ratgebern zurückgelegt hat.
Mit seinen ersten Büchern habe ich gelernt, einen Filofax-Kalender zu führen (und ihn jedes Jahr aufs neue Ungefähr ab April ignoriert.) Mit „Noch mehr Zeit für das Wesentliche. Zeitmanagement neu entdecken.“ näherte er sich schon mehr meiner Art zu denken und zu leben an. Hier schwang die Frage mit, was im Leben mir wie viel Zeit wert ist. Wer planen will, sollte nicht nur seine To-dos, sondern auch seine Werte kennen, um so besser entscheiden zu können, wie viel Zeit er für was aufwenden will.
Jetzt geht Seiwert zusammen mit Silvia Sperling noch einen Schritt weiter. Es geht nicht nur darum, wie viel Zeit ich in ein Projekt investieren will, sondern auch wann.
Leistungsintervalle – wann mache ich was am besten?
Ich weiß, dass ich schreiben kann, bevor ich reden kann. Kreative Arbeiten wie bloggen und Texte schreiben lege ich mir daher am liebsten auf den frühen Morgen. Würde ich das nach 15 Uhr erledigen wollen, würde ich deutlich länger dafür brauchen. Das ist dann wiederum die Zeit, um konzentriert Routine-Tätigkeiten wie Rechnungen schreiben abzuarbeiten.
Lothar Seiwert und Silvia Sperling packen diese Beobachtungen in ein System und haben ein Konzept mit vielen Psycho-Tests und Checklisten entwickelt, mit dem jeder seine Leistungsintervalle erforschen kann. Entstanden ist so eine praktische Erweiterung zum klassischen Zeitmanagement, die die Ideen von New Work und Remote Work integriert. Gearbeitet wird dann, wenn es am besten passt, und nicht dann, wenn der Gong die Kernarbeitszeit einläutet.
Hoheit über die eigene Zeit: ein Privileg
„Wer radikal auf den eigenen Biorhythmus umstellt, ist gesünder, arbeitet produktiver, lebt länger und ist glücklicher.“
Klappentext des Buches
Womit wir bei den Knackpunkten angekommen sind: Diese Methoden funktionieren nur bei Menschen, die halbwegs die Hoheit über ihre eigene Zeit haben. Verkäufer:innen und Führungskräfte im Einzelhandel, Ärzt:innen im Krankenhaus und Arbeiter:innen im Schichtdienst, Eltern von kleinen Kindern und Alleinerziehende – für all die wurde dieses Buch nicht geschrieben.
Für alle anderen gibt es gute Tipps, wie man seinen Chef oder Chefin überzeugen kann, mehr Hoheit über die eigene Arbeitszeit zu bekommen, um eben auch mal außerhalb der klassischen Büro-Zeiten arbeiten zu können.
Der zweite Knackpunkt ist das, woran ich mich bei Seiwerts Methoden schon immer gerieben habe. Letztlich geht es vor allem darum, eine gute, leistungsstarke Arbeitskraft zu sein. Ein entspannteres Privatleben ist eher ein Bonus-Effekt. Da hilft nur eines: sich aus seinem Werkzeugkasten zum Zeitmanagement auch ganz gezielt das herauszunehmen, was das private Leben bereichert. Nicht, um am Montag wieder fit am Schreibtisch zu sitzen, sondern um sich Zeit zum Nichtstun freizuschaufeln. Oder eben zum Bloggen, so wie heute, an einem Sonntag um 8:30.
Bibliographische Angaben:
Lothar Seiwert & Silvia Sperling
Die Intervall-Woche
Arbeitest du noch oder lebst du schon?
Der einfachste Weg zu New Work
Intervall-Test und Infos zum Buch bei Droemer Knaur