Wann begann das eigentlich bei mir?
Textmensch war ich schon immer – so sehr, dass ich nicht gerne ins Kino gehe. Mag ich nicht, diese Übermacht der Bilder.
Da bleibe ich lieber bei meinen Buchstaben.
Doch eines Tages gingen meine Buchstaben online. Und sie wünschten sich sichtlich Gesellschaft von Bildern.
Entdecken Sie die wertvollste Bildersammlung der Welt: die in ihrem Kopf
Als Buch-Blogger kann man sich lange um diese neue Anforderung herum mogeln. Buch-Cover sind schließlich hübsch, sehenswert und versorgen den Blog mit Bildern. Dann gibt es noch Buch-Trailer und notfalls – sofern der Verlag auf diese Anfrage von Bloggern vorbereitet ist (meistens nicht) – Innenseiten. Alles fein, alles bunt.
Dumm nur, wenn man sich auf anderen Blogs umschaut und dort ganz neue, stimmige Kombinationen von Text und Bild entdeckt. Da kommt sogar ein Text-Mensch wie ich ins Grübeln. Hm.
Dann entdeckte ich Instagram und probierte munter rum. Hm. Und grübelte weiter. Bis zu dem Tag…
… an dem ich in einem Text fest hing. Hier ich – da drüben die passenden Wörter. Dazwischen eine Wand aus Glasbausteinen. Kommt vor.
Was bisher noch nicht vorgekommen war: ich nahm mir mein Smartphone, lief eine Runde um den Block, knipste ein paar Bilder, bearbeitete sie mit Instagram, lud sie hoch – und mein Kopf war frei. Ich konnte weiter texten.
Da dachte ich mir: kann ich das bitte öfter haben?
Ich kann. Peter Jenny liefert in „Bild sucht Bild“ die Anleitung dafür – auf seine ganz eigene Art. Eine Schule des Sehens. Details aus dem Alltag, verknüpft mit inneren Bildern. Das eine kleine Bild, das wir im Außen entdecken, befreit eine Flut von Bildern, die in uns ist. Die dann – in meinem Fall – gerne einen Schwall von Wörtern auslöst. Da wird durch die Bilder jedoch nichts neu erschaffen, da wird nur befreit, was schon da ist.
Ein eigenwilliges kleines Büchlein; eines, auf das man sich einlassen muss. Kein Buch, das man einmal liest und anschaut – es enthält mehr Bilder als Text – sondern eines, das einen begleitet. Sehen lernen ist lebenslanges Lernen.
Ganz mutig oder übermütig habe ich diese kleine, sehr persönliche Rezension zu „Bild sucht Bild“ in der Blog-Rubrik „Kunst“ eingeordnet. Das geschah ganz sicherlich nicht, weil ich mit meinem Instagram-Account, meiner Spielwiese, Kunst-Ambitionen hätte. Vielmehr hat sich dieses kleine Büchlein mit seiner ihm ganz eigenen Hinterhältigkeit bei meinem letzten Museumsbesuch mit eingeschlichen. Ehrlich! Ich kann es nicht ganz greifen, aber da war etwas anders. Mein Blick hatte sich geändert – oder haben die Bilder anders zurückgeschaut?
Auch jetzt wieder neckt es mich und grinst mich an. Diesem kleinen Buchjuwel ist sehr klar, das es mich als Textmenschen beim Schreiben einer Rezension an meine Grenzen bringt. Na warte – ich werde Dich durchblättern und anschauen, bis Du ganz zerfleddert bist!
Weitere Angaben zum Buch:
Peter Jenny
Bild sucht Bild
Weitere Ideen aus dem Atelier der Gegensätze
Hermann Schmidt Verlag
(klar – hätte auch nirgendswo anders erscheinen können)
ISBN 978-3-87439-845-9
Grenzgeniale Rezension zu diesem Buch, das sofort auf die Liste der zu lesenden Bücher wandert. Danke liebe Dagmar ♥ das war sehr erfrischend zu lesen. Übrigens hast du recht, wo sonst soll dieses Buch erscheinen. 🙂
Liebe Grüße
Sandra
Genau: das was der Hermann Schmidt Verlag macht kann nur der Hermann Schmidt Verlag machen.
Drei Monate lang wusste ich nicht, wie ich dieses Buch rezensieren soll – nun, das Warten hat sich gelohnt!