In ganz seltenen Fällen wäre ich gern mal einen Tag lang Gast im Gehirn eines Autors. Einfach nur um herauszufinden, wie jemand denkt, der sich so etwas wie 200 Zeichen lange Kürzest-Science-Fiction, die alle noch einen Plot-Twist enthalten, ausdenkt. Also so jemand wie O. Westin.
Zum Vergleich: Diese Einleitung für meinen Blog-Beitrag hat bereits 281 Zeichen. Sie ist damit deutlich länger als jede Geschichte aus dem Buch „Micro Science Fiction“. Und, da bin ich realistisch, sie enthält auch deutlich weniger Aliens, KIs, Zeitreisen und Spannung.
„Haben Sie einen Dextrodim Franger vom Typ R1 für meine Zeitmaschine?“ „Führen wir hier nicht. Das sage ich Ihnen jeden Tag, seit einem Monat“. „Nein, das haben Sie mir noch nie gesagt“.
Micro Science Fiction vom 17/07/2013
Seite 13
Ihr seht mich staunend und voller Ehrfurcht. Einmal, vor der Kreativität des Autors. Dann vor der Leistung der Übersetzerin Birte Mühlhoff, die es geschafft hat, die Kürze des englischen Originals beizubehalten. Und außerdem vor der Verlegerin Nikola Richter, die nicht nur erkannt hat, dass die Micro Sci-Fi-Geschichten verdammt cool sind, sondern auch beschlossen hat, dass sie das Twitter-Universum verlassen können und müssen.
Das funktioniert als Buch so gut, dass es mich aus einer Leseflaute geholt hat. An Abenden, an denen ich so müde und unkonzentriert war, dass an längeres Lesen nicht zu denken war, habe ich zu diesem Büchlein gegriffen und mich bestens amüsiert!
Infos zum Buch:
O. Westin
Micro Science Fiction
Übersetzt von Birte Mühlhoff
Micro Science Fiction auf Twitter:
Ebenfalls bei mikrotext erschienen und äußerst empfehlenswert: Als Weltbürger zu Hause in Sachsen – hier meine Rezension.
Pingback:19. April 2020: Geschichtenagentin in Ehrfurcht vor MICRO SCIENCE FICTION | mikrotext
Pingback:Mehr SF geht nicht: Amalthea - GeschichtenAgentin
Pingback:Beruf: Sherpa für Gamer. 88 Namen von Matt Ruff - GeschichtenAgentin
Pingback:Bloß nicht verirren und schon gar nicht auf Zeitreisen!