Romane – Rezensionen, Leseeindrücke und Buch-Empfehlungen. Romane haben es nicht leicht mit mir. Schon seit vielen Jahren bevorzuge ich Sachbücher. Wie konnte das passieren?
Wahrscheinlich ist meine Arbeit in einer Buchhandlung daran schuld. Als Buchhändlerin liest man keine Romane, man liest Neuerscheinungen. In Massen. Schließlich möchte man den Lesern etwas empfehlen, was sie noch nicht kennen. Das bedeutet, dass man jede Mode in vollen Umfang abbekommt. Britische Landromantik, skandinavischer Minimalismus, südfranzösischer Flair. War ein Roman mit einem solchem Setting erfolgreich, werden ihm viele folgen. Verschwundene Familienmitglieder, Erinnerungen an Missbrauchsfälle, Coming-of-Age-Epen und als historischer Roman getarnte Liebesgeschichten. Kleine Roman-Moden dauern ein Jahr; große können auch schon mal drei bis fünf Jahre erfolgreich sein. Gefühlt erscheint in solchen Phasen kein Roman, der von diesem Schema abweicht. Für mich war das ein Grund, ins Kinder- und Jugendbuch und Sachbuch zu flüchten.
Heute kann ich lesen, was ich will und nähere mich den Romanen wieder an. Mal sehen, ob wir wieder so intensiv zusammenkommen wie früher!
Nach einer wirklich sehr langen Sachbuch-Phase ist in diesem Jahr die Lust auf Romane zurückgekehrt. Doch während ich bei Sachbüchern eine Vorliebe für neue Themen habe, greife ich bei Romanen derzeit lieber zu Büchern, die sich schon längst bewährt haben. So wie Irmgard Keuns Das kunstseidene Mädchen, das ich gerade mit viel Vergnügen zu Ende gelesen habe. Es ist die Sprache, die den Roman auch heute noch zu einem Genuss…
Was braucht eine Idee, um richtig groß zu werden? Einen Visionär. Jemanden, der an seine Vision glaubt, und Menschen, die die Arbeit machen. Das war Walter Gropius sicherlich bewusst, als er Ise Frank mit den Worten „Ise, ich brauche Sie!“ einen Heiratsantrag machte. Ehen, die auf gebraucht werden basieren, sind selten glücklich. So enthält dieser Anfang eigentlich schon die ganze Geschichte. Oder auch nicht. Denn auch wenn das Buch Jeder…
So ganz einfach macht es William Gibson seinen Lesern mit der Idoru-Trilogie nicht. Der erste Teil, Virtuelles Licht, ist rasant und action-betont. Der zweite Teil, Idoru, hat hingegen das gemächliche Tempo eines Großstadt-Flaneurs. Der dritte Teil, Futurematic, überzeugt dann auf einmal mit philosophischem Überbau und bringt lose Gedankenfäden zusammen. Nun, William Gibson darf das. Schließlich ist er Kult-Autor. Das wäre eine mögliche Begründung, warum ich die Trilogie doch recht zackig…
Wie wird man ein guter Vater? Vor allem dann, wenn man so wie der sympathische Anti-Held in Finn-Ole Heinrichs Reuberroman, selbst ohne Vater inmitten starker Frauen aufgewachsen ist? Und wenn man seinem inneren Kind stets mehr Auslauf und Freiraum gönnt als seinem inneren Erwachsenen? Das sind elementare Fragen, die für Panik sorgen können. Kurz vor der Geburt seines ersten Kindes wird bei unserem Anti-Helden die Panik so groß, dass er…
Krakonos ist vor allem ein spannender Fantasy-Roman mit einer rasanten Verfolgungsjagd und einem ungewöhnlichen Setting. Allein das ist schon ein guter Grund, das Buch zu lesen. Aber Krakonos ist noch so viel mehr. Es ist eine Geschichte über zwei Brüder und darüber, wie es ist, in einer technisierten Welt aufzuwachsen. Es ist ein Buch über die eigenen Wurzeln und über die Kraft, die wir aus der Natur schöpfen können. Natürlich…
