Mit Sprache beschreiben wir nicht nur die Welt, wir gestalten sie auch. Wenn ich möchte, dass sich die Welt ändert – und das will ich – dann ist ein Schritt zum Ziel, meinen Sprachgebrauch kritisch zu überprüfen.
Eine gerechtere Sprache ist ein kleiner Baustein, der dazu beiträgt, Artikel 3 des Grundgesetz umzusetzen. Um so erstaunlicher, was für einen Aufschrei geschlechtergerechte Sprache verursacht!
Dabei ist es sehr wohl möglich, Texte zu gendern, ohne dass der Lesefluss ins Stocken gerät. Es ist alles nur eine Frage des Könnens und Wollens – bei beidem hilft dieses Buch.
Gewohnheit, du träges Tier
Für meinen Geschmack nutze ich selbst geschlechtergerechte Sprache nicht konsequent genug. Warum? Es ist die Macht der Gewohnheit. Schnell einen Text runterschreiben und auf veröffentlichen klicken – das ist meine Art, Blogbeiträge zu verfassen. So kommt es, dass ich mich immer mal wieder aus alter Gewohnheit selbst als Blogger oder Leser bezeichne. Korrekt ist das nicht, denn ich bin eine Bloggerin und Leserin.
Ich habe daher volles Verständnis, dass Änderungen der Sprachgewohnheiten schwer fallen können. Aber sie sind möglich – es ist nur eine Frage der Übung und des Wissens.
Genau da setzt der Duden-Ratgeber „Richtig gendern – Wie Sie angemessen und verständlich schreiben“ an. Für jede Kommunikationssituation gibt es praktische Beispiele. Jeder Ratschlag wird linguistisch und sprachwissenschaftlich belegt. Mit viel sprachlichem Feingefühl werden Formulierungsvorschläge gemacht, die sich richtig gut lesen. Ja, das geht: Es ist möglich, Texte zu gendern, ohne unlesbare Bleiwüsten zu hinterlassen.
Allerdings wurde das Buch, das 2017 erschienen ist, bereits von der Realität eingeholt. Die Autorinnen gehen von nur zwei Geschlechtern aus und geben auch offen zu, dass das ein Manko ist. Lösungen für m/w/d bieten sie noch nicht direkt an, doch viele Beispiele lassen sich auch dahingehend übertragen.
Sag #gender – und warte, was passiert
Auf Instagram habe ich einen kleinen Test gemacht: Einfach mal #gender sagen und abwarten, was passiert. Selbst bei einem kleinen Account wie meinem dauerte es nicht lange, bis ein mir fremder Mensch erklärte, dass geschlechtergerechter Sprachgebrauch Unsinn sei und wir uns Benachteiligungen nur einbilden würden:
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Buch noch nicht ausgelesen, Nun weiß ich: Genau für solche Diskussionen bietet „Richtig gendern“ ausreichend Sachargumente, die belegen, dass ein anderer Sprachgebrauch nötig und erreichbar ist!
Infos zum Duden-Ratgeber:
Gabriele Diewald und Anja Steinhauer
Richtig gendern
Wie sie angemessen und verständlich schreiben
Ausführliche Fach-Rezension bei Korrekturen.de:
Wer sich dem Thema gendergerechte Sprache praktisch und ohne ideologische Scheuklappen nähern will, ist mit dem vorliegenden Duden-Band bestens bedient.
Korrekturen.de – https://www.korrekturen.de/rezensionen/duden_richtig_gendern.shtml
Zum Schluss noch ein kleines Spiel: Zitate raten. Aus welchem Jahr stammt diese Festellung?
[dass] diese in der sprache zum vorschein kommende weltanschauung, nach welcher das männliche als etwas ursprüngliches und das weibliche als etwas abgeleitetes aufgefaßt wird, gegen die logik und gegen das gerechtigkeitsgefühl verstößt.
Baudouin de Courtenay
Zitat aus „Richtig gendern“ Seite 118
1968? Aus den 70er Jahren? Eine der ersten Ausgaben der Zeitschrift EMMA? #metoo? Dem letzten Soziologie-Seminar?
Alles falsch. Die richtige Antwort lautet: 1929.
Zwei Buchtipps:
Pingback:Gutmensch, Frühsexualisierung, Tag X: Rechte Wörter.