Ich habe ein Weihnachtsbuch gefunden, das mir gefällt. Da dieser Satz sehr harmlos wirkt und der Tragweite nicht gerecht wird, erhöhe ich auf: Ich habe ein Weihnachtsbuch gefunden, das mir gefällt, und das trotzdem weihnachtlich ist.
Weihnachten und ich, wir haben ein angespanntes Verhältnis. Dazu haben 25 Weihnachtsgeschäfte im Einzelhandel und deutlich mehr Familienfeiern beigetragen.
Dabei habe ich alles versucht, um die Beziehung zu retten! Plätzchenbackorgien. Lebkuchenquerverkostung. Düll in Nürnberg hat gewonnen – vor allem, weil mir diese Lebkuchen auch im Sommer schmecken. Ich bin einmal quer durch Deutschland gereist – eine Route wie ein Spinnennetz auf LSD – um Weihnachtsmärkte zu besuchen. Die beste Bratwurst gab es in Coburg. Der schönste Weihnachtsmarkt bleibt aber der Belzenickel Markt in Bobenheim am Berg in der Pfalz. Vor allem bei milden 14 Grad wie in diesem Jahr.
Auch bei der Weihnachtsdeko habe ich mich schon verausgabt. Allein: Weihnachtsstimmung wollte nicht aufkommen.
Also habe ich versucht, das Konzept hinter Weihnachten zu verstehen. Zum Beispiel, dass der Weihnachtsmann ein Fliegenpilz ist – das sagt zumindest Christian Rätsch hier.
Die größtmögliche Annäherung gelang mir über die Rauhnächte. Doch auch hier interessierte mich die wilde Jagd nach Weihnachten mehr als alles andere.
Weihnachten und ich, das wird also nichts mehr. Dachte ich mir. Dann kam das Buch. Und was mache ich jetzt?
Weiterlesen. Was sonst. Bis Weihnachten ist schließlich nicht mehr allzu viel Zeit.
Und ich lese. Viel über Gänse, aber auch über Karpfen und über den Versuch Gottes, eine rot-weiße Fußballmannschaft aufzustellen. Demnach war Schopenhauer der härteste Vorstopper, mit dem Gott je gearbeitet hatte. Ich lerne viel über die Alchemie des Schmorbratens und tauche mit Vincent Klink in seine Kindheitserinnerungen ein. Diese werden jedoch von Wiglaf Drostes schönstem Weihnachtserlebnis überboten, dass einen fallenden Engel und viel Kunstblut enthält. Zwischendrin erhole ich mich mit den Illustrationen von Nikolaus Heidelbach, der erstaunlich viel nackte Menschen zu Weihnachten zeigt, bevor er dann wieder Kulinarisches zeichnet. Schon muss ich das Buch zur Seite legen und mir Weihnachtsplätzchen holen … wieso ist der Teller schon wieder leer?
Erzählt von Glanzstunden und Schattenseiten des Lichterfestes: „Advent ist, wenn der Pfarrer schreit: Besinnlichkeit! Besinnlichkeit“.
Angaben zum Buch:
Wiglaf Droste, Nikolaus Heidelbach, Vincent Klink
Weihnachten