So ganz einfach macht es William Gibson seinen Lesern mit der Idoru-Trilogie nicht. Der erste Teil, Virtuelles Licht, ist rasant und action-betont. Der zweite Teil, Idoru, hat hingegen das gemächliche Tempo eines Großstadt-Flaneurs. Der dritte Teil, Futurematic, überzeugt dann auf einmal mit philosophischem Überbau und bringt lose Gedankenfäden zusammen.
Nun, William Gibson darf das. Schließlich ist er Kult-Autor.
Das wäre eine mögliche Begründung, warum ich die Trilogie doch recht zackig ausgelesen hatte. Aber glauben würde ich mir das nicht, denn ich habe Kultautoren schon für weniger Seltsamkeiten zur Seite gelegt. Warum also in diesem Fall nicht?
Wenn schon das Heute nicht einheitlich daher kommt, warum sollte es dann eine Trilogie?
Des g’heert so – würde man in der Pfalz sagen. Der Aufbau ist unharmonisch, aber stimmig – was sich aber nur erschließt, wenn man alle drei Teile zeitnah hintereinander weg liest. Die Welt da draußen ist heute schon nicht einheitlich und wird es in Zukunft auch nicht sein. Wer so viele Teilaspekte einer möglichen Zukunft, die eigentlich schon ein Heute ist, in ein Buch packt, braucht Brüche. Davon hat die Roman-Trilogie reichlich.
Doch eines wird mir sehr im Gedächtnis bleiben: der Stellenwert, den William Gibson Subkulturen einräumt. Von Subkulturen gehen entscheidende Impulse aus, die es braucht, um eine Gesellschaft weiterzuentwickeln. Wenn sie jedoch als Modetrend von der Marketing- und Konsumwelt aufgesaugt werden, bevor sie ihr Potenzial entfalten können, dann verarmt eine Gesellschaft und verliert ihr Talent, sich auf neue Entwicklungen einzustellen.
Ein guter Grund, warum wir mehr Antifa, mehr Feminismus, mehr Minimalismus, mehr DIY (nein, damit meine ich nicht basteln) … mehr Vielfalt brauchen!
Angaben zur Trilogie:
William Gibson
Idoru
enthält die Bücher:
Virtuelles Licht – Idoru – Futurematic
Originaltitel: Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties
Übersetzt von Peter Robert
Heyne Taschenbuch
Gibt es sogar bei Wikipedia.
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