NTM goes Pop. Wie weit gehe ich da mit?

Disco-Kugel über der Bühne im Nationaltheater Mannheim.

Alles ist besser mit Disco-Kugel. Auch das Große Haus im Nationaltheater Mannheim.

Erst Superflu, jetzt Andreas Henneberg und The Glitz: da hat sich das Orchester des Mannheimer Nationaltheaters ja was ins Haus geholt. Techno, House, elektronische Musik.

Bei beiden Konzerten hatten meine Gedanken vorher ungefähr diese Struktur: „Orchestermusik und Techno. Klasse, ich verstehe von beidem nix. Also muss ich da hin.“ Womit der Musikvermittlungsauftrag eindeutig erfüllt wurde. Zumindest bei mir. Nachhaltig. Super Flu höre ich mir seit dem häufiger an.

Zweimal elektronische Musik, zweimal Techno und House. Den Unterschied könnte ich wohl immer noch nicht erklären, aber sehr wohl sagen, was mir gefällt.

Andreas Henneberg und The Glitz waren orchestraler, mehr Wall of Sound mit schönen Spannungsbögen. Hier wurde das Orchester gefordert, Klänge und Effekte zu erzeugen, die es sonst so nicht im Repertoire hat. Sieger der Herzen sind bei mir aber Super Flu, die mich mit ihrem Witz und ihrer Spielfreude mitgerissen haben, obwohl hier das Orchester für meine Ohren viel traditioneller eingebunden wurde.

Warum eigentlich?

Tut das Not? Bekommt man so junge Leute ins Theater? Irgendwo am Rande hörte ich solche Fragen. Da stelle ich mich ganz naiv und sage: ich verstehe die Frage nicht.

Wozu ist denn ein Musiktheater da? Für Musik, die eine gewisse Tiefe und Komplexität aufweist. Für Musik, die man nicht mal so eben schnell nebenbei hören kann. Für Musik, die weitere Ebenen offenbart, wenn man sich auf sie einlässt.

Das wäre meine Meßlatte für solche Konzerte. Für mich sind das keine Events, die neue Zielgruppen erschließen sollen. Sollte das nebenbei gelingen: um so besser. Aber für mich steht etwas ganz anderes im Mittelpunkt: Traditionelles Musiktheater mit den Möglichkeiten moderner Musik zu verknüpfen. Im Mittelpunkt: das Orchester und sein Klang. Der Rahmen: ein großes Theater. Das Ergebnis: nicht wirklich vorhersagbar, sondern überraschend.

Die jungen Leute waren übrigens da. Es waren die anderen, die gefehlt haben.

NTM goes Pop. Wie weit gehe ich mit?

Sehr weit. Wahrscheinlich weiter, als das Nationaltheater selbst gehen würde.

Das Experiment Techno/House trifft auf Orchester wurde für mich mit diesen beiden Konzerten erschöpfend behandelt. Aber es gibt noch viele Künstler und Musikrichtungen, die ich gerne einmal in diesem Rahmen erleben möchte. Soft Moon wären eine schlüssige Fortsetzung, wenn es elektronisch bleiben soll. Aber mich würden auch noch ganz andere Klänge reizen. Chelsea Wolfe zum Beispiel. Oder die Savages. Human Abfall. Also Musik, bei der ich mir erst mal so gar nicht vorstellen kann, ob oder wie das Experiment funktionieren könnte.

Aber der absolute Wunschkandidat wäre die Musik von Norbert Schwefel, dem Mannheimer Musik-Pionier. Seine Musik im Mannheimer Nationaltheater zu erleben: das wäre ein tolles Heimspiel! Nebenbei wäre ich mir auch sicher, dass das Große Haus an diesem Abend voll wäre.

Bühneneingang des Nationaltheaters Mannheim

NTM goes Pop – mehr Infos auf der Webseite des Nationaltheaters.
Dort bezeichnen sie die Veranstaltungen im schönsten Hochkultur-Deutsch als 
Musiksalon. Interdisziplinäre Konzertreihe – Klassik, Jazz, Lied und Pop und zitieren Björk, eine Musikerin, die mich nicht ins Theater locken würde, dafür aber gut erforscht ist. Auf dem Alphabet-Blog der Mannheimer Oper finden sich ebenfalls Hintergrundinfos. Doch ich neige dazu, mich in der dortigen Menüstruktur zu verlaufen, wenn auch lustvoll.

Für meine außergewärtigen Leser: Auf einmal war Mannheim cool – Norbert Schwefel

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