Ist es möglich, über Scharnow von Bela B. Felsenheimer zu schreiben, ohne Querverbindungen zur Band Die Ärzte zu knüpfen? Ich will es versuchen.
Schön schräg. Das wäre ein umfassendes Fazit, damit wäre eigentlich alles über den Roman gesagt. Aber selbst für meine Verhältnisse wäre das etwas knapp und kürzer als ein Punk-Song wäre es auch. Gut, dann eben mehr.
Was mir an Scharnow richtig gut gefallen hat, war der Blick auf die Menschen. Jede Figur hätte man auch als komplett gescheiterte Existenz zeichnen können. Aber sie dürfen ihre Würde behalten und jeder von ihnen ist zur Veränderung fähig. Deswegen besteht Hoffnung, immer und überall und für jeden in Scharnow. Letztlich kommt es im Leben darauf an, das Herz am rechten Fleck zu haben und dementsprechend zu handeln. Den Liebenden fällt das leichter, die anderen brauchen Schockmomente.
Davon gibt es in Scharnow genug. Die wenigsten davon sind subtil. Ich hätte den Splatter nicht gebraucht, überraschend kam er nicht. Die Anspielungen auf Trash und B-Movies waren an mich eh vergeudet – ich dürfte nur einen Bruchteil davon verstanden haben.
Dann, wenn die Handlung den Eindruck erweckt, dass sie das Höchstmaß an Verwirrung erreicht hat, kommen Aliens ins Spiel. Das passt, trotzdem wünsche ich mir, dass Bela B. sich in seinem nächsten Roman nicht auf außerirdische Hilfe verlässt, sondern seine Handlungsfäden selbst wieder entwirrt.
Womit klar ist: Ich würde durchaus ein weiteres Buch von ihm lesen. Trotz des mit unter seltsamen Frauenbildes (Frauen haben ein großes Herz und sind für die Organisation des Alltags zuständig) – aber ganz ehrlich: Die Männer kommen auch nicht besser weg. Ausgleichende Ungerechtigkeit für alle.
Lesen würde ich es, weil mir der Beat von Scharnow so gut gefallen hat. Zwei Schritte vor, Break, einer zurück und dabei exakt den Takt der vorletzten Strophe aufgreifen. Das Buch hat seinen eigenen Rhythmus, der von einem bestimmten Instrument geprägt ist. Aber genau darüber wollte ich ja nicht schreiben …
Infos zum Buch:
Bela B. Felsenheimer
Scharnow
Heyne Hardcore
Hintergründe zum Roman und ein Bericht über die Lesung in der Alten Feuerwache Mannheim.
Lust auf mehr schräges Zeug?
Pingback:Ein Trash-Universum: Evil Miss Universe - GeschichtenAgentin