Das Leben geht weiter, meine Interessen als Leserin ändern sich. Ich könnte meinen 50. Geburtstag als Schnitt verstehen. Das würde für griffige Überschriften sorgen: zehn Bücher, die ich mit 40 niemals gelesen hätte. Zeit für Neues von Iris Seidenstricker wäre sicherlich auf dieser Liste.
Aber so läuft mein Leben nicht. Themen ändern sich bei mir schleichend, einfach in dem neue Nuancen einziehen.
Zu Zeit für Neues – Wie Sie herausfinden, was Sie im Ruhestand machen möchten habe ich gegriffen, weil mich das Thema Verhaltensänderungen interessiert. Sei es die Frage, wie ich meinen inneren Schweinehund überwinde oder wie ich überhaupt Neues nicht nur entdecken, sondern auch vertiefen kann.
Neugier ist dabei nicht mein Problem. Davon habe ich genug. Neue Themen in Verhaltensänderungen einfließen lassen jedoch – nun, ich bin Stier. Beharrend, erdverbunden. Die perfekte Ausrede hätte ich also parat, um alles beim Alten zu lassen.
Deswegen habe ich mir in letzter Zeit häufiger „was wäre, wenn ….“ Fragen gestellt. In jüngeren Jahren wäre das der Lottogewinn gewesen und die Frage, was ich danach anders machen würde. Heute, nach dem 50. Geburtstag, erscheint mit die Frage „Was wäre, wenn morgen dein Ruhestand beginnen würde?“ interessanter.
Was wäre, wenn morgen kein Wecker mehr klingeln würde?
Was würde ich tun, wenn ich mir ab morgen keinen Wecker mehr stellen müsste? Ausschlafen. Und dann?
Wie wenig ich diese Frage für mich beantworten kann, habe ich gemerkt, seit ich einen Job mit relativ freier Zeiteinteilung habe. Im Prinzip baue ich seit dem gewohnte Strukturen nach und halte mich daran. Muss das so?
Iris Seidenstricker stellt in ihrem Buch dem Leser Handwerkszeug zur Verfügung, um genau solche Fragen anzugehen und individuelle Antworten zu suchen. Dafür nutzt sie Fragebögen und Checklisten, aber auch jede Menge Fallbeispiele. Das ist fundiert, wertschätzend und dem Menschen zugewandt. Bei mir hat es erst einmal nicht gegriffen, aber ich habe ja auch noch gut 10 Jahre Zeit bis zu der Lebensphase, für die sie ihr Buch eigentlich geschrieben hat.
Doch noch Wochen nach der Lektüre geht mir eine Idee aus dem Buch nach. Ich glaube, das könnte der Anfang einer Veränderung sein: im Ruhestand, sagt sie, kann ich mich einem Thema widmen, ohne darin richtig gut werden zu müssen. Ich bekomme keine Schulnoten mehr, ich muss nicht mein Geld damit verdienen.
Vielleicht wird es dann doch noch was mit der französischen Sprache und mir?
Infos zum Buch:
Zeit für Neues
Wie Sie herausfinden, was Sie im Ruhestand machen möchten
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