Das war mein erstes Buch von Martin Büsser. Die Folgen sind katastrophal: ich mag nun alles von ihm lesen, sowie alle Bücher, auf die er sich bezieht, und einfach alles hören, was er in Antifolk erwähnt. Ich beantrage am besten Lese-Urlaub, nein: Bildungsurlaub.
Dabei war das Buch sozusagen nur Beifang. Ich wollte mir Our piece of punk bestellen, stöberte noch ein wenig durch das Programm des Ventil Verlags und dachte mir: Antifolk. Weiß ich nichts darüber, klingt gut, kostet nicht viel und der DJ meines Vertrauens meinte letzt doch eh, dass sich Texte von Martin Büsser extrem gut lesen lassen.
Das kann ich jetzt bestätigen – aber über die Folgen hätte er mich ruhig auch aufklären können.
Was ist Antifolk?
Da stelle ich mich jetzt mal ganz dumm und zitiere den Ventil Verlag:
Antifolk ist für Folk das, was Punk für Rock gewesen ist: eine Blutauffrischung gegen Spießigkeit und Dogmatismus.
Quelle Ventil Verlag
Die Tücke bei dieser Definition ist für mich, dass viele bei Punk erst mal an lautes, ungehobeltes Auftreten und viel Bier denken. Viel wichtiger ist aber eine bestimmte Haltung: keine Ahnung, ob ich das kann, ich mach das einfach mal. Energie ist wichtiger als Können.
Bei Antifolk steht aber der Song viel mehr im Mittelpunkt. Daher kommt zur DIY-Haltung des Punks noch ein anderer Aspekt hinzu: die Bereitschaft, sich zu blamieren. Rauf auf die Bühne, machen – auch wenn es scheppert oder die Emotion, die man transportieren möchte, dann doch nicht beim Zuhörer ankommt.
Ich höre mich derzeit durch Jeffrey Lewis und all die anderen Künstler, von denen ich bisher noch nichts gehört hatte. Beck und Adam Green, die ausgerechnet im Titel genannt werden, lasse ich links liegen. Es gibt spannenderes zu entdecken.
Aber was ist nun das Besondere an dem Buch, dass ich beschließe, alles von Martin Büsser zu lesen? Sein Stil, sein Fachwissen, seine Querdenkerei von Musik über Kunst bis Politik und Gesellschaft – aber vor allem ist es sein Herz.
Infos zum Buch:
Martin Büsser
Antifolk
Von Beck bis Adam Green
Ventil Verlag
ISBN 9783931555931
Nachruf auf Martin Büsser im Intro-Magazin.
Lee Hollis war übrigens der erste Autor aus dem Ventil Verlag, dessen Bücher bei mir einzogen. Mehr dazu hier.
Willkommen im Club! Jeffrey Lewis und Kymia Dawson sind meine Helden. Übrigens spielt Seth Faergolzia (Dufus) ab und an im Blau!
Danke für den Tipp – das muss ich beobachten. Im Blau bin ich eigentlich eh viel zu selten.
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