Wenn es auf einem Kontinent alle paar Jahrhunderte die Erde zerreißt – Erdbeben und Vulkanausbrüchen, auf die Hungersnöte und Massenfluchten folgen – wie würde sich dort die Gesellschaft entwickeln? Welche Charaktereigenschaften braucht man, um Katastrophen zu überleben? Wie muss die Siedlungsstruktur sein, wie Landwirtschaft und Vorratshaltung?
Und wenn es dort, auf dieser zerrissenen Erde, Menschen geben würde, die mit mentalen Kräften Magma und Gestein beeinflussen können und so Naturkatastrophen abschwächen oder verhindern, aber auch auslösen können – welchen Staus hätten sie in dieser Gesellschaft?
Spoiler: Sie sind nicht die herrschende Klasse!
So könnte man das Ausgangsszenario des dystopischen Fantasy-Romans „Zerrissene Erde“ von N. K. Jemisin umschreiben. Eine bemerkenswert gründliche Rezension gibt auf dem Blog Teilzeithelden. In ihrem Fazit schreibt Heike Lindhold:
„Wer sich für zeitgenössische Phantastik interessiert, kommt um N. K. Jemisin nicht herum. In Zerrissene Erde erzählt die afroamerikanische Hugo-Preisträgerin von kulturellen Traumata, zwischenmenschlicher Grausamkeit und dem Ende der Welt, ohne dabei ins Düstere oder Pathetische abzugleiten.“
Teilzeithelden – Rezension: Die große Stille. Zerrissene Erde.
Das trifft es. Gekoppelt an die Geschichte einer Frau auf einem Rachefeldzug erzählt das Buch von einer Welt, die in Schönheit und Brutalität untergeht. Genau dann, als die Erde zerreißt, verfolgt Essun ihren Ehemann, der die gemeinsame Tochter entführt und den kleinen Sohn ermordet hat.
Obwohl „Zerrissene Erde“ ein Buch ist, das mit glaubwürdigen Charakteren und einem Weltenbau, der bis ins letzte Detail stimmig ist, überzeugt, muss man sich doch sehr bewusst auf diese Leseerfahrung einlassen.
Denn einfach macht es dieser Roman dem Leser zunächst nicht. Ein unbekannter Erzähler spricht die Protagonistin direkt an. Das liest sich ungewohnt. Bald springt die Handlung an einen anderen Ort zu einer anderen Frau. Drei werden es insgesamt und es dauerte lange, bis ich ahnte, wie all das zusammenhängen wird. Denn ich blieb beim Lesen dem Abenteuer verhaftet und weigerte mich, die großen Sinnfragen dahinter zu erkennen: Was muss geschehen, damit ein Mensch eine ganze Welt der Zerstörung preisgibt? Und wie muss eine Welt sein, damit es sich lohnt, sie vor der Vernichtung zu retten?
Angaben zum Buch:
N. K. Jemisin
Übersetzt von Susanne Gerold
Zerrissene Erde
Die Fantasy-Saga ist in folgender Reihenfolge erschienen:
- »Zerrissene Erde«
- »Brennender Fels«
- »Steinerner Himmel«
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