Was folgt nach dem großen Tag, der so viel im Leben verändert?
Stephanie Hanel ist diese Frage in ihrem ersten Buch schon klug angegangen. Der große Tag ist der Umzug der Familie von Deutschland nach New York.
Doch in 100 Tage hier & 100 Tage dort liegt dieser Tag in der Mitte der Erzählung. So kann der Leser viel besser in den Tagebuch-Einträgen verfolgen, welche Veränderungen Abschied nehmen und ankommen im Leben der Familie bewirken. Doch was kommt dann?
Ich habe mich sehr gefreut, dass sie uns jetzt mit 50 Tage in Brooklyn an den weiteren Entwicklungen teilnehmen lässt. Was auf das Ankommen im neuen Land folgt? Auf den großen Schritt über den Teich folgen viele kleine. Ein Sich-im-Alltag-zurechtfinden. Und manchmal ein Gefühl von weder hier noch dort. Eben all das, was mir in den eher euphorischen Erzählungen von Freunden, die eine Weile im Ausland gelebt haben, gefehlt hat.
In diesem Buch habe ich es gefunden. Diese Ehrlichkeit hat mich berührt.
Persönlich und ehrlich
Gibt es eigentlich eine deutsche Ex-Pat-Geschichte, die ohne Handwerker-Anekdoten auskommt? Ich glaube nicht. Doch es sind genau solche verinnerlichten Erwartungshaltungen an Qualität, Pünktlichkeit und Herangehensweise, die einem deutlich zeigen, dass andere Länder anders funktionieren. Darüber könnte man sich aufregen – oder sich einfach freuen, wenn der Wasserhahn wieder funktioniert und die maroden Gasleitungen vor dem Haus in Ordnung gebracht werden.
Schwieriger wird es, wenn man über einen Amoklauf an einer Schule liest und das eigene Kind jetzt in diesem Land zur Schule geht. Wie damit umgehen?
Das ist für mich auch diesmal wieder die Stärke dieses Buches: ein fast schon intimes Teilhaben an solchen Momenten, Gedanken und Gefühlen. Vielleicht sind ja Bücher wirklich längere Briefe an Freunde?
Infos zum Buch:
Stephanie Hanel
50 Tage in Brooklyn
50 days in Brooklyn
zweisprachige Ausgabe
Edition Bilderbusch
Meine Rezension zum ersten Teil 100 Tage hier & 100 Tage dort.
Pingback:Goodbye New York - der Abschluss der Brooklyn-Trilogie .